GSG - Die Geschichte
Das Gustav-Stresemann-Gymnasium in Bad Wildungen
Das
Gustav-Stresemann-Gymnasium hat seine Wurzeln in der Schule am Breiten
Hagen, in der unmittelbaren Nähe zur Altstadt. Dort wurde nämlich 1890
eine Volksschule mit 7 Klassen, eine höhere Mädchenschule mit 6 Klassen
und ein Progymnasium eingerichtet, das allmählich zu einer lateinlosen
Realschule ausgebaut wurde. Allerdings mussten die Schüler weiterhin
nach Kassel fahren, um die drei Oberstufenklassen bis zum Abitur zu
absolvieren. Am 9. August 1897 wurde dann das neue Schulgebäude der
Stadtschule am Breiten Hagen eingeweiht. Nach Lösung der drängenden
Raumprobleme und Aufstockung der Stadtschule im Jahr 1938 wurde vom
zuständigen Preußischen Ministerium die Genehmigung zur Einrichtung
einer Obersekunda erteilt. Schließlich, am 14. April 1940, konnte dann
die erste Reifeprüfung (Abiturprüfung) in Bad Wildungen stattfinden.
Alle Prüflinge bestanden die Prüfung und durften sich zusammen mit den
Mitgliedern der Prüfungskommission ins Goldene Buch der Stadt eintragen.
Zu Beginn der fünfziger Jahre führten personelle, vor allem aber
räumliche Gründe dazu, dass durch eine Aufnahmeprüfung den viel zu
zahlreichen Bewerbern die zur Verfügung stehenden Plätze zugeordnet
werden mussten. Die Sadt Bad Wildungen als Schulträger versuchte durch
den Bau einer Volksschule in der Stresemannstraße das Raumproblem in
den Griff zu bekommen. Im Oktober 1954 wurde das Gebäude dort
eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Die extrem angespannte
Finanzlage der Stadt führte jedoch dazu, dass am 1. April 1955 die
Schulträgerschaft wechselte und der Kreis Waldeck die Schulträgerschaft
für das Gymnasium übernahm. Die Stadt verkaufte dem Kreis die
Volksschule Stresemannstraße, erwarb im Gegenzug den Gebäudeteil des
Realgymnasiums am Breiten Hagen und richtete zusätzlich eine weitere
vierklassige Volksschule im Helenental (Helenentalschule) ein.
Der Kreis Waldeck erweiterte die Schule in der Stresemannstraße um 17
Klasseneinheiten und eine Turnhalle und schuf so zwischen dem
Urenbachtal im
Westen und dem Sonderbachtal im Osten das Gustav-Stresemann-Gymnasium.
Die Gebäude der alten Volksschule
wurden in den
Gebäudekomplex des Gymnasiums mit einbezogen. Ein Erweiterungsbau wurde
im
Jahre 1958 fertiggestellt. Die
sogenannte "Gustav-Stresemann-Schule
(Gymnasium)" wurde dann am 10.
April 1959 offiziell eingeweiht.
(Quellen: Fritz
Kesting, "Stadt und Bad
Wildungen im Wandel der Zeit", Wilhelm Bing Verlag, Bad Wildungen 1968,
S. 134. - Gustav-Stresemann-Gymnasium Bad Wildungen, Festschrift zum
30-jährigen Jubiläum, April 1989, S. 14f. - Artikel in der WLZ-FZ vom
27.02.2015, "Festakt mit Frau Stresemann - Gymnasium feiert 75 Jahre
Abitur am GSG" von Conny Höhne)
Der
Namensgeber der Schule ist der deutsche Politiker und
Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann, dem zu Ehren auch die
Stresemannstraße
bereits früher ihren Namen erhalten hatte. Unter der Hausnummer 33
in dieser Straße
ist heute der
Haupteingang
des Gustav-Stresemann-Gymnasiums zu finden, das von allen Schülern wie
Lehrern nur kurz "GSG"
genannt wird.
(Quelle:
Festschrift zum
30jährigen
Jubiläum des
GSG im April 1989, Seite 9)
Der
Neubau des Gymnasiums wird sehr anschaulich von dem Kreisbaurat
Dipl.-Ing. Hilmar-G. Stoecker in der Festschrift zur Einweihung des Gustav-Stresemann-Gymnasiums beschrieben. Wir
lesen dort Folgendes:
"Als
im Herbst 1954 die Stadt Bad Wildungen ihre neue Volksschule an der
Stresemannstraße der Lehrer- und Schülerschaft zur Benutzung übergab,
waren die unzulänglichen Schulverhältnisse in der Badestadt um einen
wesentlichen Schritt verbessert worden. Neun Klassenräume, von denen
zwei für die ersten Jahrgänge in einem Pavillon an der Urenbachstraße
lagen, umfaßte dieser Neubau, der den ersten Abschnitt der neuen
Volksschule darstellte und der später noch um einige Klassen erweitert
werden sollte. Zu Ostern 1954 waren die neuen Hessischen Schulgesetze
in Kraft getreten, nach denen die Höheren Schulen kommunalisiert werden
sollten.
Im Kreis Waldeck befanden sich neben der privaten
„Uplandschule“ in Willingen drei Höhere Schulen, und zwar die beiden
staatlichen Gymnasien in Korbach und Arolsen und das städtische
Gymnasium in Bad Wildungen. Im Zuge der Neuordnung wurde beschlossen,
dass alle drei Schulen in die Trägerschaft des Kreises übergehen
sollten. In Bad Wildungen war die Frage der räumlichen Trennung der
Volksschule vom Gymnasium und damit die ausreichende Unterbringung
aller Schüler zu lösen. Bisher waren beide Systeme unter einem Dach am
Breitenhagen vereinigt, und die Klassen reichten keineswegs mehr für
die steigenden Schülerzahlen aus.
Nach langen Verhandlungen
kamen Kreis und Stadt überein: der Kreis übernimmt die bisherige
Volksschule Stresemannstraße und räumt den nördlichen Teil des
Schulgebäudes Breiterhagen. Die vorhandenen neun Klassenräume an der
Stresemannstraße waren aber für das Gymnasium mit seinen 460 Schülern
vollkommen unzureichend. Ein Erweiterungsbau war daher eine dringende
Notwendigkeit. Im Einvernehmen mit der Regierung in Kassel und dem
Ministerium in Wiesbaden hat das Kreisbauamt die Planung durchgeführt.
Als die Finanzierung in Höhe von 1,7 Millionen DM — einschließlich der
Einrichtung — mit Hilfe des Staates sichergestellt war und der Kreistag
in seiner Sitzung vom 26.9.1957 einstimmig den Neubau beschloß, war der
Platz frei für die Handwerker.
Anfang Oktober kam der Bagger und
fing an, den Boden für die Kellerräume auszuschachten. Damit begann für
Lehrer und Schüler eine denkbar unruhvolle, schwierige Zeit, in der vor
den Klassenfenstern Mischmaschinen und Aufzüge ratterten und an allen
Enden geklopft und gestemmt wurde. Am 6. Dezember 1957 wurde im Beisein
der Vertreter des Kreises, der Stadt und der Schule der Grundstein
neben dem Eingang an der Stresemannstraße gelegt, über dem sich das
Gebäude in drei Geschossen erhebt.
Die Planung sieht im Neubau
vor allem sämtliche Räume für Sonderunterricht vor, während im früheren
Volksschulbau noch sieben Normalklassen, dazu Nadelarbeitsraum und
Lehrküche verbleiben sollen und aus den beiden Pavillonklassen ein
größerer Musikraum entsteht. Im Neubau sind längs der Stresemannstraße
weitere neun Normalklassen unterschiedlicher Größe und die Sonderräume
für Zeichnen, Werkunterricht, Erdkunde untergebracht, sowie der
naturkundliche Bauteil. Dieser ist gegen das Hauptgebäude versetzt und
enthält übereinander für Biologie, Physik und Chemie je einen
Unterrichts-, Vorbereitungs- und Übungsraum. Zur Unterbringung der
zahlreichen Sammlungsstücke für diese Fächer in Schränken und Vitrinen
dienen jeweils die breiten Flure. Der bereits vorhandene,
eingeschossige Zwischenbau wurde um einen Aufenthaltsraum für
auswärtige Schüler verlängert und aufgestockt. Hier befinden sich im
Obergeschoß die Räume der Verwaltung mit zwei Lehrerzimmern, zwei
Büchereien und einem Elternsprechzimmer, dazu die Räume für Direktor,
Verwaltung und Sekretariat.
Die Gesamtanlage umschließt nun
dreiseitig den Schülerhof, der sich nach Osten mit Blick auf die
Altstadt von Wildungen öffnet. Der Hauptzugang liegt an der
Stresemannstraße. Der Besucher betritt einen kleinen Ehrenraum mit der
Gedenktafel für die gefallenen ehemaligen Schüler, in dem ein Wort von
Gustav Stresemann auf den Namengeber der Schule hinweist. Eine Halle
schließt sich an, von der die einzelnen Flügel und Geschosse zu
erreichen sind. Räume und Flure sind nach neuzeitlichen Erkenntnissen
des Schulbaues gestaltet. Durch große, breite Fenster strömt viel
Licht, und überall grüßen helle, frische Farben und schaffen einen
freundlichen Eindruck, der sich wohltuend von der früheren „Schulluft“
unterscheidet.
Den hohen Giebel zur Stadt hin ziert eine
Sgraffito-Arbeit des Kunstmalers Tschirpke, die auf die Tätigkeit im
naturwissenschaftlichen Flügel hinweist und die in ihren Tönen die
Farbigkeit der Fassaden aufnimmt. Auf dem Gelände westlich der Schule
soll noch in diesem Jahr eine Turnhalle erstehen, die auch als
Versammlungsraum der Schulgemeinde dienen soll. Ein Kleinsportplatz mit
Laufbahn, Sprunggrube und Spielfeld wird die Anlage vervollständigen.
Wenn
auch dieser Teil fertiggestellt ist, dann ist das Gustav
Stresemann-Gymnasium in Bad Wildungen räumlich so ausgestattet, dass es
allen Wünschen und Forderungen gerecht wird.
Wir Bauleute —
angefangen von den Planern und Bauleitern des Kreisbauamtes bis zu den
Unternehmern, Handwerkern, Arbeitern und Lieferanten — haben nun den
äußeren Rahmen geschaffen. Die Räume mit Leben und Geist zu füllen, ist
Sache der Schule — von Lehrern und Schülern. Möchte — wie es in der
Grundsteinurkunde heißt — in den neuen Räumen eine Jugend heranwachsen,
die sich ihrer Aufgabe bewusst ist und in ihnen das Rüstzeug fürs Leben
erhält."
Kreisbaurat Dipl.-Ing. Hilmar-G. Stoecker
(Quelle:
Festschrift zur Einweihung des Gustav-Stresemann-Gymnasiums, Bad
Wildungen, vom 10. April 1959, Seite 7-9. Titel-Entwurf: Eugen J.
Schmidt, Bad Wildungen. Gestaltung und Druck: Buchdruckerei Wilhelm
Bing, Bad Wildungen. Das Heftchen wurde mir dankenswerterweise von Jupp
Jessl zur Verfügung gestellt.)
Am
10. April 1959
wurde das Gymnasium also seiner Bestimmung übergeben. Die
Schule war damals in ihrer baulichen Konzeption für 450
Schüler ausgelegt,
wobei diese Schüler von Klasse 5 bis Klasse 13 in insgesamt 15
Gruppen
organisiert waren. Damals waren für die einzelnen
Klassenstufen
noch die Namen
Sexta (5), Quinta (6), Quarta (7), Untertertia (8), Obertertia (9),
Untersekunda
(10), Obersekunda (11), Unterprima (12) und Oberprima (13)
gebräuchlich.
Nachdem
die Schülerzahlen
kontinuierlich
wuchsen, wurde 1967 ein Erweiterungsbau für die
Naturwissenschaften erstellt,
in dem später die Sammlungen der Fächer Biologie,
Physik und
Chemie
untergebracht wurden.
Der
Gebäudekomplex der neuen Schule umfasste damals folgende Räume:
(Quelle:
Fritz Kesting, "Stadt und Bad
Wildungen im Wandel der Zeit", Wilhelm Bing Verlag, Bad Wildungen 1968,
S. 134 f.)
Im Jahr 1968 sah dann das GSG so aus:
(Quelle:
Stresemann-Gymnasium Bad Wildungen, Bericht über die Kurzschuljahre
1966/67, Seite 67)
Hier die entsprechende Druckplatte zu obigem historischen Foto
Dieses Heftchen stammt vermutlich aus dem Jahre 1968 und wurde mir
dankenswerterweise von Jupp Jessl für die Erstellung dieser Seite zur
Verfügung gestellt.
Die verschiedenen Gebäudeteile des Gymnasiums in der Bildmitte sind gut zu erkennen. Vorne sieht man den Neubau mit dem Haupteingang in der Stresemannstraße. Von dieser zweigt die Straße "Am Alten Feld" ab und verläuft parallel zur "Kommandobrücke" Richtung Aschenplatz und Turnhalle. Auf Höhe des "Altbaus" macht die Straße eine 90°-Kurve nach links und führt um den Aschenplatz herum. Biegt man dann auf Höhe der Turnhalle nach rechts ab, ist man in der Urenbachstraße, die hinter dem Musischen Pavillon der Schule entlang führt. Fährt man dann die nächste Straße wieder rechts hinein, befindet man sich in der Radkestraße, die am unteren Ende des Schulhofes entlang läuft.
Am Ende der 70er Jahre, also zu unserer Oberstufenzeit, erreichten die Schülerzahlen am GSG fast die magische Grenze von 800. Das hatte zur Folge, dass viele Fachräume und auch andere Räume im Keller oder sogar unter dem Dach in Klassenräume umgewandelt werden mussten, um alle Schüler unterzubringen. Auch das Kurssystem der gymnasialen Oberstufe zog weiterhin einen erhöhten Raumbedarf nach sich. In der Folgezeit nahm die Schülerzahl jedoch wieder ab und pendelte sich dann bei ca. 600 Schülern ein.
(Quelle:
Festschrift
zum 30jährigen
Jubiläum des
GSG im April 1989, Seite 17)
Im Jahr 1994 wurde das GSG durch einen zweigeschossigen Anbau direkt an der Urenbachstraße hinter dem musischen Pavillon nochmals erweitert. Dabei entstanden sieben neue Klassenräume.
75 Jahre Abitur am GSG
Daten zur 429jährigen Geschichte der Schule
Höhere
Stadtschule Niederwildungen
1586
Volks- und
Mädchenschule und Progymnasium
1891
Einweihung des
neuen Schulgebäudes am Breiten Hagen
1897
Genehmigung zur
Einrichtung einer Obersekunda
1938
Städtische
Oberschule für Jungen
1939
Erste
Reifeprüfung in Bad Wildungen
1940
Einweihung des
Gustav-Stresemann-Gymnasiums in der Stresemannstraße
1959
Gesamtsanierung
des GSG
seit 2007
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