GSG - Die Schülerzeitung
Ein historischer Rückblick
Die
Schülerzeitung am GSG hat eine lange Tradition und eine
sehr bewegte, von Schwierigkeiten, Konflikten und auch Affären
geprägte Geschichte, in deren Verlauf auch eine Umbenennung
vorkam.
Am 1. Juli 1961 wurde am GSG die neue Schulzeitung "Scene" offiziell
vorgestellt. Dabei handelte es sich um eine von der Schule selbst
herausgegebene Schulzeitung, die damit der direkten Kontrolle durch
Herrn Direktor Speckmann unterstand. Er formulierte das aber in seinem
Geleitwort zur ersten Aufgabe sehr geschickt so, dass niemand es
merkte: "Einmütigen Wunsch unserer Schülerschaft
endlich erfüllend,
erscheint die erste Ausgabe ihrer eigenen Zeitung, von
Schülern
gestaltet, für sie geschrieben, Ehemalige und Eltern mit
ansprechend."
An anderer Stelle fügte er hinzu: "In diesem Sinne soll sie
[die Scene
- Anmerkung GRav] auch Schauplatz und Bühne sein; Zuschauer zu
Akteuren
erziehend, Schauspieler zu kritikberechtigtem Publikum."
(Quelle: Festschrift
zum 30jährigen Jubiläum des
GSG im April 1989, Seite 126)
(Scene
1/73)
In dieser Ausgabe der Scene wurde auch das neue Maskottchen "Sceni" vorgestellt.
(Scene
1/73)
Trotz recht origineller Ideen wuchsen die Probleme der Zeitungsmacher. Sowohl deren Anzahl als auch das Interesse und die Einsatzbereitschaft im Redaktionsteam nahmen immer mehr ab. Hinzu kam, dass nach dem Konkurs der bisherigen Druckerei eine andere gesucht werden musste. Das alte Zeitungsformat Din-A5 musste wieder verwendet werden, um die Kosten zu senken. Die Anzahl der bei der Redaktion eingehenden Schülerbeiträge und Artikel wie der folgende ging immer mehr zurück.
(Der
Verfasser dieses Artikels wird manch einem sicher bekannt vorkommen!)
Die Berichte und Artikel in der
Scene waren zwar eher
harmlos, aber auch nicht ganz unkritisch. Man wollte sich einfach nicht
instrumentalisieren zu lassen, wie der Artikel "In eigener Sache" auf S. 5, Scene 1/73,
eindrucksvoll beweist.
Erinnert
ihr euch
noch an die Durchsage des Chefs am Mittwoch den 24.Oktober, als er
einige Schüler des GSG in den Funkraum rief? Bestimmt nicht so
gut wie
ich, denn die folgende Stunde war für mich winzigen
Anfänger-Redakteur
sehr aufschlußreich. Ein „großer Bruder"
von der WLZ wollte uns
interviewen, so informierte uns der Chef. Ich war gespannt auf die
Fragen, und es befremdete mich natürlich etwas, als er die
Diskussion
mit den Worten eröffnete: „Nun motzt doch mal!"
Über den Gegenstand unserer „Motzerei" konnte er uns
nur sehr
unzureichend Auskunft geben, da er, wie er selbst zugab, keine Ahnung
von dem Plan, die Oberstufe des Gustav-Stresemann-Schule-Gymnasiums
eventuell nach Fritzlar zu verlegen, hatte. Nur wenige von uns hatten
den Artikel, der am Morgen in der Zeitung erschienen war, aufmerksam
gelesen, und deshalb bemerkten wir zuerst, daß unsere
Äußerungen nur
auf Vermutungen beruhten und daß wir jederzeit bereit seien,
unsere
Meinung zu ändern, wenn wir genauere Informationen
über dieses Projekt
erhielten. Dann äußerten wir uns dazu, wobei einige
viel, andere nichts
zu sagen wußten. Das schien unserem Star-Reporter aber nicht
zu passen,
und er verdrehte unsere Aussagen derart daß kaum eine
Äußerung in dem
am nächsten Morgen erschienenen Artikel aus dem Mund des mit
Namen
genannten Schülers stammte. Ebenfalls störte es ihn,
daß wir gar nicht
motzten und nicht anständig empört waren. Auch das
änderte er, indem er
uns schöne, aggressiv klingende Worte zuschob, was wir aber um
Gottes
Willen keinem sagen sollten. Allmählich ärgerte uns
seine Methode, und
wir formulierten unsere Sätze immer vorsichtiger, betonten
laufend, daß
wir ja kaum Ahnung hätten. Wenn wir unsere Bedenken
begründen wollten‚
schnitt er uns das Wort ab: „Konkretes interessiert nicht."
und
plötzlich, ein Schüler argumentierte gerade seine
Meinung, brach er das
Gespräch ab mit den Worten: „So, mir reicht's."
Ziemlich verwirrt und erstaunt verließen wir den Raum und
ahnten, daß,
falls der Artikel erscheinen sollte, sein Inhalt nicht viel mit dem
unserer Meinungen gemeinsam haben würde. Nun ja, der Artikel
erschien.
Ein wirklich schöner Artikel, nicht wahr? Es war alles da, was
zu einem
Aufreißer gehört: eine harte Überschrift
„Unruhe und Empörung unter der
Schülerschaft", obwohl wir versichert hatten, daß
kaum jemand eine
Ahnung von der „wahrscheinlich" geplanten Verlegung der
Oberstufe
hatte. Außerdem kamen in dem Artikel die Schüler
wieder mal zu ihrem
Recht, ihren Ruf als motzende, unzufriedene und aggressive Jugend zu
verteidigen. Wolfram Michel war niemals „echt sauer", ich
habe mich
niemals „empört" gezeigt oder den Plan als
„schlicht doof" bezeichnet.
Aber wenn wir soetwas nicht sagen, dann wird es uns eben angedichtet,
denn meiner Meinung nach war es nicht unsere Ansicht über das
Projekt,
die den Pressemann interessierte; wir stellten lediglich das Mittel zum
Zweck dar, um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Sache
zu
lenken. Unsere „Empörung" sollte der
Anstoß zu erregten Diskussionen
der WLZ-Leser und vielleicht auch ein politisches Mittel sein.
Geschickt, was? Wir waren damit aber nicht einverstanden, formulierten
eine Klarstellung der verdrehten Tatsachen und wollten den Text im
„offenen Wort" veröffentlichen. Das
„offene Wort" war aber
komischerweise nicht zugänglich für unsere Sache, und
so versuche ich
hiermit, wenigstens die Schüler und Lehrer dieser Schule
aufzuklären.
Gleichzeitig möchte ich bemerken, daß keiner der
noch unerfahrenen
Redakteure unserer neuen Redaktion die Absicht hat, sich das Image und
die Genialität dieses Starreporters anzueignen.
Das wär’s
-ass- (Astrid Schmal)
Trotzdem ging es weiter bergab. Die Suche nach Inserenten, die durch geschaltete Anzeigen die Herstellungskosten auffangen konnten und die zur Finanzierung der Scene dringend nötig waren, gestaltete sich immer schwieriger. Dadurch wurden die finanziellen Probleme natürlich erheblich größer.
(Scene
1/73)
Schließlich waren diese nicht mehr zu lösen, so dass dann die Scene des Jahres 1976 erst einmal die letzte war, die herausgegeben wurde. Erst 1979, nach dreijähriger Pause, erschien die Scene als Schülerzeitung mit der Auflage Nr. 1/79 wieder neu.
(Scene
1/79)
(Scene 1/79, erste Ausgabe nach 3 Jahren
Zwangspause)
(Das
Redaktionsteam der Scene 1/79)
(Scene
1/79)
Das
große Konfliktpotenzial, das sich zwischen Redaktion und
Schulleiter aufbaute, zeigte sich schon kurz nach dem Erscheinen der 1.
Ausgabe im Jahr 1979. Die Zuspitzung setzte sich dann immer weiter
fort. Aber auch viele der Schülerinnen und Schüler
waren mit
der Themenauswahl der Scene-Redaktion nicht wirklich
zufrieden.
Dann kam die 2. Ausgabe.
Das
Inhaltsverzeichnis der Scene 2/79 offenbarte die Absicht der Redaktion,
weiter auf Konfrontationskurs zu setzen: Das Bild zeigte es deutlich -
es wird eine Kanone abgefeuert, jetzt knallt's. So war es
nicht
verwunderlich, dass Themen wie "Lehrermangel im Streberland", "Am GSG
wird Tradition groß geschrieben", "Was hat John Travolta mit
Kernenergie zu tun?", "Gorleben - oder mehr", "Raumnot am GSG", "So
entsteht Jugendkriminalität", "Die Misere über die
Bewusstseinsbildung über den Faschismus",
"Pflichtlektüre! Es
gibt auch Atomkraftwerke!" und "Des Sängers Fluch - Die Gruppe
Dschingis Khan als mongolischer Hitler beim Grand Prix" die
Schulleitung, genauer Direktor Speckmann, gehörig auf die
Palme
brachten und auch die Leser der Scene zunehmend verärgerten.
Es brodelte
gewaltig unter der Oberfläche! Aber mit der folgenden Ausgabe 3/79
wurde der Konflikt für alle
unübersehbar, denn die Scene erschien plötzlich unter
einem neuen Namen, nämlich "Milchscene". MILCHSCENE!? - SKANDAL!!! Der
Vorhang, der über den dampfenden Kessel gebreitet war
und der
diesen bisher noch nachsichtig verhüllte hatte, wurde
sozusagen
durch das Erscheinen der MILCHSCENE weggezogen.
Aber
was hatte es überhaupt mit dieser eigenartigen
Namensänderung von SCENE in MILCHSCENE auf sich? Das
fragten
sich nach dem Erscheinen dieser Ausgabe alle am GSG!
Nach der 2. Ausgabe war es zu einem offenen Schlagabtausch zwischen
Redaktion und Schulleiter Speckmann gekommen. Kritische
Artikel
wie „Raumnot am GSG" oder „Traditionen"
auf der Redaktionsseite wurden auf von anderen Seite, der
Direktorseite, mit einer Nichtzulassung zur
Amateurfunk-Lizenz-Prüfung
am GSG oder mit geforderten Gegendarstellungen „geahndet".
Der
Tropfen, der das Fass auf beiden Seiten schließlich zum
Überlaufen
brachte, war wohl die sogenannte
"Atomkraft-Nein-Danke-Button-Affäre".
Dabei ging es um einen
geplanten Artikel in einer der letzten Ausgaben
der Scene, der sich mit einem Vorgang an einer bayrischen Schule
beschäftigte. An dieser Schule hatte der bayrische Schulleiter
einer
Schülerin untersagt, ihren Atomkraft-Nein-Danke-Button
während des
Unterrichts zu tragen. Die Kritik der Scene-Redaktion an diesem
Vorgehen sollte nun in dem Scene-Artikel zum Ausdruck kommen, was aber
wiederum Direktor Speckmann nicht zulassen wollte. Das
zerrüttete Verhältnis zwischen Scene-Redaktion und
Direktor wurde aber
anhand eines Offenen Briefes des Chefredakteurs Achim Reupke deutlich,
der auf Seite 3 der Ausgabe 3/79 abgedruckt ist.
Direktor Speckmann hatte wohl
die Redakteure als
"Miniterroristen" bezeichnet und schließlich angedroht, ein
weiteres
Erscheinen der Scene unter
demselben
Namen verbieten zu lassen. Der Name "Scene" für die Schulzeitung
war wohl durch die Schule an irgendeiner Stelle im
Behördenapparat
registriert
und dadurch geschützt worden. So kam es dazu, dass die Schülerzeitung
Scene, die den Namen behalten hatte, aus namensrechtlichen
Gründen
umbenannt
werden musste. Die Scene-Redaktion wollte sich aber nicht
ganz geschlagen
geben und so wählte man als neuen Namen "Milchscene". Warum
und wie
das Wort "Milch" als Namenszusatz zu Ehren kam, entzieht sich jedoch
meiner Kenntnis. Die Namensgebung geht aber wohl auf Andy (Andreas
Piper) zurück, wie pw (Peter Weinreich) auf Seite 5 schreibt.
So also wurde aus der SCENE die MILCHSCENE!
Angesichts dieser neuen Stufe der Eskalation gab man auf
Redaktionsseite alle Zurückhaltung auf und wählte
bewusst hochbrisante,
politische und provozierende Themen für die Artikel dieser
Ausgabe 3/79 aus:
TITEL
DES ARTIKELS |
QUELLE
/ AUTOR |
KURZINFO |
"Meine
Schulkarriere ist mir
wichtiger ..." |
S. 4 (pw) |
Kritik an der
Schülerschaft
wegen des unkritischen und angepassten Verhaltens und dem fehlenden
politischen Engagement |
Statt Karten |
S. 6 |
Todesanzeige
für das Deutsche
Grundgesetz. Unterschrieben mit "Die Atomkraftgegner des GSG, besser
bekannt als Miniterroristen" |
Kleines Lexikon zur
Kriminalisierung von Atomkraftgegnern |
S. 8 (Felix) |
Überspitzte
Kritik und dem
Aufruf "Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!" |
Atomarer
Niederschlag? |
S. 10 (mr) |
Sarkastische
Werbeanzeige für
den "Fallout-Shelter-Schirm" und die "Fallout-Shelter-Mütze" |
Strahlenbelastung
bei
Atomkraftwerken |
S. 14 (pw) |
Sehr einseitige
Darstellung der
radioaktiven Freisetzung beim Betrieb von Atomkraftwerken |
Cartoon "Am Tag,
als kein Regen
kam ..." |
S.16 (Clodwig Poth) |
Misslungener
Regentanz mit
abstürzenden Starfightern |
Antwortschreiben
des Hessischen
Kultusministers |
S. 20 |
Schriftliche
Antwort bzgl. der
Anfrage, ob das Tragen von Anti-Atomkraft-Plaketten in der Schule
erlaubt sei |
"Mein Bruder war
ein Soldat" |
S. 23 |
Gedicht von Bert
Brecht |
Kriegsdienstverweigerung |
S. 24 (Gottfried
Steiner) |
Artikel
über Rüstungsausgaben
von NATO und Ostblock , Wehrdienst, Kriegsdienstverweigerung,
Abrüstung |
Rede eines
Schulleiters an seine
Abtreter |
S. 30 (Kh. Frank) |
Fiktive,
herabwürdigende Rede,
in der Schülerinnen und Schüler als "Abtreter"
bezeichnet werden |
SS-Treffen in
Arolsen |
S. 32 (pw) |
Bericht von der
Demonstration
gegen das Treffen am 28.04.1979 |
An obiger Liste sieht man, was
der Redaktion damals wichtig
war, was für eine Grundhaltung sie hatte und wie sie die
Aufgaben einer
Schülerzeitung begriff. Und so verwundert es doch sehr, wenn
auf Seite
13 derselben Ausgabe Folgendes zu lesen ist:
Dieser einseitigen und "sehr linke" Themenwahl, die starrköpfige
Grundhaltung der
Redaktion, die unübersehbaren Versuche der politischen
Beeinflussung und auch die provozierende Art, wie die gültigen
Rechtschreibregeln missachtet wurden, all das war wohl dafür
verantwortlich,
dass die
Entfremdung
der Schülerinnen und Schüler des GSG von "ihrer"
Schülerzeitung einen
vorläufigen Höhepunkt erreichte. Immer mehr von ihnen
konnten sich
nicht mehr mit
"ihrer
(Milch)scene" identifizieren und fanden sich darin nicht mehr wieder.
So gaben
einige Schülerinnen
und Schüler dann noch im Jahr 1979 eine Alternativzeitung zur
Scene
heraus,
den Knüller, der in einer Auflage von 350 Exemplaren erschien.
(Der
Knüller, Ausgabe 1/79)
(Der
Knüller, Ausgabe 1/79)
Die Beweggründe der Knüller-Redaktion für das Herausgeben der Alternativzeitung zur Scene werden noch einmal sehr deutlich, wenn man sich das Vorwort des Knüllers anschaut, aus dem ich im Folgenden wörtlich zitiere:
»Im
Juli erschien die erste Ausgabe einer Schülerzeitung
("Milchscene"),
mit deren kecken Äußerungen sich viele
Schüler des
Gustav-Stresemann-Gymnasiums nicht einverstanden erklären
konnten.
Und so ist auch die gemeinsame Grundlage der mitarbeitenden
Schüler
dieser
Zeitung die Ablehnung der "Milchscene", die sich als
Schülerzeitung
des GSG ausgibt. Dieser Schule gehören die mitarbeitenden
Schüler
ebenfalls
an, sie sind aber nicht bereit, sich mit dieser sogenannten
Schülerzeitung zu
identifizieren oder, was noch ärgerlicher ist, sich mit ihr
identifizieren zu
lassen. Am Anfang dieser Alternativzeitung soll daher noch ein kurzer
Rückblick
auf die "Milchscene" stehen. Sicher, unter der Überschrift
"Warum Schülerzeitung?" hatte ein besonders eifriger Redakteur
schon
sehr richtige Gedanken von "Grundlagen zur fairen Auseinandersetzung"
niedergeschrieben, aber solch einseitig subjektive Basis kann ja wohl
kaum eine
Grundlage zur fairen Auseinandersetzung sein. Diese Zeitung versucht es
trotzdem.
Da gibt es gewisse radioaktive Strahlen, die an der Kleidung
hängen
bleiben.
Eine physikalische Verirrung, wie man weiß.
Interessant ist auch die Logik der Argumentation, mit der ein Redakteur
für die
Kriegsdienstverweigerung plädiert. Allein an den Zahlen merkt
man
deutlich,
daß es sich wirklich um keinen (Militär)Experten
handelt, und selbst
wenn die
Zahlen stimmten, kann man doch eine vermeintliche
Überlegenheit der
Nato nicht
als Begründung der Verweigerung heranziehen. Das beweist
persönliche
Gegnerschaft zu unserem freiheitlichen System. (In der UdSSR wird der
Autor dann
übrigens dienen müssen, denn hier besteht ja keine
militärische
Überlegenheit?!) Man hätte vielleicht einmal auf
ernsthafte Gründe
eingehen
sollen, z.B. auf religiöse Überzeugungen.
Mit der Darstellung des Grundgesetzes aber verliert die "Milchscene"
jegliches Niveau. Mit dieser Geschmacklosigkeit beweisen die Verfasser,
daß sie
das Grundrecht auf Meinungsfreiheit mißverstanden und
eigentlich sogar
verwirkt
haben. Hierzu ein Auszug aus dem Grundgesetz, Grundrechte, Artikel 18:
"Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere
der Pressefreiheit
... zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung
mißbraucht,
verwirkt diese Grundrechte."
...
Der Stil der Schreiber bleibt auch in der Auswahl fremder Texte
erhalten. Muß
man denn Artikel übernehmen, die fans anderer Pop-Richtungen
als
Nichtdenker
abqualifizieren? Und wenn nun Leute wie Lindenberg ihr Geld sinnvoll
anlegen, so
beweisen sie damit nur, daß sie mehr Verstand haben als
andere, die es
versaufen oder verhaschen.
Zum Abschluß noch ein Blick auf die Orthographie der Herren
Redakteure.
Trotz der Erleichterung durch die Wahl der Kleinschreibung, sind es
immer noch
peinlich viele Fehler. Für Schüler eines Gymnasiums
sind 55
Rechtschreibfehler
- von Maschinenfehlern wollen wir gar nicht reden - doch etwas
happig.«
Das
Inhaltsverzeichnis des
Knüllers:
(Der
Knüller, Ausgabe 1/79)
Diese
erste Ausgabe einer Alternativzeitung zur Scene war ein richtiger
Knaller - ein "Knüller", im
wahrsten Sinne des Wortes! Doch leider blieb diese erste Ausgabe
gleichzeitig auch die
letzte. Der Knüller wurde wieder eingestellt. Die
Milchszene
jedoch wurde weiter herausgegeben bis sie im Jahr 1987 dann
endgültig
eingestellt wurde. Die letzte erschienene Ausgabe der Milchszene war
die Nummer
1/87.
Hier
folgt nun eine chronologische Zusammenfassung der
Schul-/Schülerzeitungen am GSG im Laufe der Jahre, soweit sie
mir
bekannt ist. Die Schulzeitung SCENE, die Schülerzeitung SCENE,
die
MILCHSCENE und der KNÜLLER wurden ja oben ausführlich
behandelt. Aber es gab danach ja noch andere Schul- und
Schülerzeitungen am GSG.
In
dieser Ausgabe der Graffiti 2/88 wurde Bezug auf eine "Todesanzeige"
für die Milchscene genommen, die in der Abiturzeitung des
Abijahrgangs 1988 erschienen war und durch die sich das Redaktionsteam
der Graffiti "auf den Schlips getreten" und zu Unrecht kritisiert
fühlte. Siehe dazu das Vorwort oben. Im Folgenden ist der
Stein
des Anstoßes, die Todesanzeige zu sehen:
Wahrscheinlich
war es nicht die Anzeige selbst, sondern das Postskriptum, was die
Redaktion der Graffiti aufgebracht und zu einer deutlichen Klarstellung
im Vorwort bewogen hat! Nach ein paar weiteren Ausgaben war aber
erstmal wieder Schluss und die Graffiti legte eine
schöpferische
Pause ein. Im Juni 1988 jedoch war die Graffiti mit der Ausgabe 7/90
wieder da.
ZEITUNG |
JAHR |
Schulzeitung
"Scene" |
01.07.1961
bis 1973 |
Schülerzeitung
"Scene" |
1973
bis 1976 |
KEINE
AUSGABEN |
1976
bis 1979 |
Schülerzeitung
"Scene", Ausgabe 1/79 - 2/79 Schülerzeitung "Milchscene", Ausgabe 3/79 Der Knüller, Ausgabe 1/79 |
1979 |
Schülerzeitung
"Milchscene", letzte Ausgabe 1/87 |
1979
bis 1987 |
Schulzeitung
"Stadtzeitung", erste Ausgabe 1/87 (Nov), letzte Ausgabe 7/88 (Mai) |
1987 bis 1988 |
Schülerzeitung
"Graffiti", erste Ausgabe 1/88 (Juni) |
1988 bis 1989 |
KEINE AUSGABEN | 1989 bis 1990 |
Schülerzeitung "Graffiti", erste neue Ausgabe 7/90 (Juni) | 1990 bis 1991 ? |
Schülerzeitung
"GSGinside" |
2003 ? bis ? |
ZUGABE:
Bei der Durchsicht der diversen Schülerzeitungen des GSG bin
ich über einen sehr unterhaltsamen Artikel in der Graffiti Nr. 3 (Oktober 1988) gestolpert, den ich
dem geneigten Leser auf keinen Fall vorenthalten möchte. Es
handelt sich dabei um einen Artikel zum Verlauf einer typischen
Physikleistungskurs-Doppelstunde bei einem Fachlehrer des GSG, den
die Autoren als "witzigsten und sympathischsten
Studienrat auf dem ganzen Globus" bezeichnen. Trotz der sich daraus abzuleitenden positiven
Grundhaltung der Autoren will ich aus Gründen des Schutzes der
Persönlichkeitsrechte die im Original-Artikel
ausgeschriebenen Namen durch „Zufallsvariable“
ersetzt.
Viel Spaß beim Lesen!
GRav
VERLAUF EINER TYPISCHEN PHYSIKLEISTUNGSKURSDOPPELSTUNDE BEIM WITZIGSTEN UND SYMPATHISCHSTEN STUDIENRAT AUF DEM GANZEN GLOBUS: KHW
Zu Beginn dieser Physikstunde zeigt uns Studienpenetrant W., heute wieder volldurchgestylt mit frischgelegter Dauerwelle‚ Boss-Höschen und Benetton-Jäckchen‚ sein vielgerühmtes erzieherisches Geschick. Es geht ja auch nicht an, dass sich einzelne Schüler immer wieder verspäten! Also wird ganz einfach pünktlich mit dem 2. Klingeln die kleine Horde Lernwilliger in das Reich der Physik eingelassen und danach abgesperrt!!!!!!! Und während draußen dann die zu spät gekommenen Schüler vor Verzweiflung schwitzend, zähneknirschend um ihre Physiknote bangend – manche sogar mit dem Strick in der Hand – an der Pforte zum Physikheiligtum rütteln, erzählt unser Fachmann wieder einige Anekdoten aus seinem Leben, fein gewürzt mit einigen Witzen aus seiner Kinderzeit. Um diesen Genuss kommen die Sünder draußen, deren Stimmung deswegen immer tiefer sinkt. Doch dann zeigt sich die ganze moralische Größe unseres Menschenfreundes; er lässt die schwarzen Schafe mit den Worten ein: „Es musste sein, hä, hä, seht selber wie ihr das Versäumte nachholt!“ Nachdem er die Schüler so geschockt hat, beginnt das Ausfüllen der Formalitäten. Obwohl die Schüler x und y schon seit mehreren Monaten nicht mehr zum Unterricht erschienen sind, werden wir wohl zum 50. Mal gefragt: „Die Schüler x und y muss ich wohl als fehlend eintragen. Oh, was für eine Zeitverschwendung. Aber wenn ich das nicht mache und dann das Kursheft kontrolliert wird, bekomme ich große Probleme. Darüber werde ich mich gleich beim Direktor beschweren.“ In der folgenden Viertelstunde wird dann wie üblich das Hauptthema dieses Kurses behandelt. Wir, d.h. die Schüler, die sich nicht dem Schlaf oder irgendeiner anderen Tätigkeit hingegeben haben, erfahren, dass unsere geliebte Schule nur aufgrund der Beschwerden und Aktionen unseres sympathischen Physik-Profis überleben kann. Nach dieser Litanei gestaltet sich der Unterricht wie folgt:
Den gelungenen Schluss einer jeden Stunde bildet der Auftrag, dutzende von Aufgaben zu rechnen und ganze Lehrbücher zu studieren – manche dieser Aufgaben werden sogar im Unterricht besprochen – jedoch nur um jedem Schüler seine Unfähigkeit zu zeigen. Doch eigentlich ist es doch gar nicht so schlimm: manchmal wird NUR eine 45-Min-Stunde für Formalitäten und Vorbereitungen auf das in physikalischer Hinsicht wohl erfolglose Leben genutzt. In der 2. Stunde wird dann versucht‚ dem Schüler anhand von interessanten, aber leider nicht funktionierenden Versuchen, ein Stück Physik näherzubringen. Über die Arbeiten in K.W.‘s Superunterricht gibt es auch nur Gutes zu berichten: bei diesem steigt zwar die Schwierigkeit‚ wogegen im Laufe das Jahres jedoch die Unverständlichkeit im Vergleich zu den Übungsaufgaben abnimmt. Damit lässt sich vielleicht der Super-Schnitt von ca. 6,0 erklären. Es soll auch vorgekommen sein, dass einem Schüler für nicht unterstrichene oder gar fehlende Antwortsätze sage und schreibe NUR 3 Punkte abgezogen wurden. Wen wird es da verwundern, dass bei solch einem erstklassigen Unterricht die Grundkurse ihre Chance genutzt haben, den Leistungskurs an Wissen bei Weitem zu übertreffen!!!!! DIESER ARTIKEL WURDE AUS AUSSAGEN VON PHYSIKLEISTUNGSKURSLEUTEN/JAHRGANG 13 ZUSAMMENGESTELLT – NAMENSNENNUNG IST AUS SICHERLICH VERSTÄNDLICHEN GRÜNDEN NICHT MÖGLICH!!! * (NAMEN SIND ABER DER REDAKTION BEKANNT) * „Oh Gott, wenn Herr W. das erfährt, ist mein Abi ganz und gar versaut …“ |
... und wie sah denn die Schülerzeitung des GSG im neuen Jahrtausend aus? Welche Themen wurden behandelt? War eine positive Entwicklung zu verzeichnen?
Nehmen wir doch mal die Ausgabe Nr. 3 (erschienen im Dezember 2003) genauer unter die Lupe:
- Die Schülerzeitung heißt "GSG inside".
- Das Format ist immer noch Din-A5
- Der Einband ist zitronengelb mit blassgrauem Logo und unscharfem Titelfoto.
- Im Innenteil folgen 36 Seiten mit schwarzer Schrift auf weißem Grund und einigen unscharfen Schwarz-Weiß-Fotos.
- Im ganzen Heftchen sind nur zwei Anzeigen zu finden.
- Der Preis beträgt 0,70 €.
- Nun zum Inhalt:
- Berichte von den Projekttagen 2003
- Vergleich und Umfrage zu Mc Donalds / Burger King
- Buchvorstellung
- Erlebnisbericht vom ersten Schultag am GSG
- Aufsatz zum Thema Halloween
- Eine lustige Geschichte einer Englischlehrerin über eine Fliege
(in Englisch: fly).
- CD-Kritik
- Band-Interview
- Konzertkritik
- Bericht vom Besuch des Mathematikmuseums in Gießen
Fazit: Das Erscheinungsbild ist im Vergleich zur Milchscene von damals das gleiche geblieben. Der Inhalt stellt sich von der Vielfalt und der Anzahl der Beiträge kaum verbessert dar. Die Zahl der Inserenten (Sponsoren) ist gleich geblieben. Der Preis ist von damals 0,60 DM auf 0,70 € gestiegen, was etwa dem 2,3-fachen entspricht. Tja, nur der Preis weist demnach eine rasante Entwicklung auf - schade!
... doch halt! Eine sehr erfreuliche Neuerung bleibt dennoch nachzutragen!
Die Schülerzeitung "GSG inside" war kurzfristig mit einer eigenen Homepage im Internet vertreten. Auf dieser Homepage waren, neben vielem anderen, auch die Artikel der Druckausgaben abrufbar. Sehr lobenswert! Schade, dass diese Online-Schülerzeitung wieder eingestellt wurde.
GRav